Ankunft in Ungarn

Ich bin in der ersten Woche in Ungarn, über den ESC, den European Solidarity Corps. Über den ESC läuft alles sehr behütet ab - Wohnung und Transportmittel sind organisiert, ich werd vom Bahnhof abgeholt, Arbeit beginnt nicht in der ersten Woche, sondern "irgendwann" nach einer Einführungs- und Vorstellrunde. Dennoch, Auslandsjahr ist Auslandsjahr.
Die ersten zwei Tage verbringe ich in Budapest, der Hauptstadt. Grad zur Akklimatisierung - ich kann jetzt Forint in Euro im Kopf umrechnen! Über die Habsburger soll man sagen, was man will, schöne Häuser haben sie hinterlassen. Budapest ist ein Traum zwischen Prunkbauten und Verfall, es ist gemütlich wie Osteuropa, bietet aber hie und da den Komfort Österreichs (und wir Österreicher sind ja eher ein gemütliches, komfortables Völkchen). Die älteste Metro der europäischen Landmasse verbindet die wichtigsten Stadtpunkte, dazwischen gibt es ein gutes Straßenbahn- und Busnetz. Der Gellértberg mit seiner absurden Statue des Gellért, der sein Kreuz schützend über die Stadt hält, die blütenweiße Elisabethbrücke (früher hieß die Brücke daneben Franzensbrücke), das Café New York (zumindest von außen) und hübsche Nebelkrähen auf dem Burgberg (Várhegy) bei knapp unter 30°C sind schön-anstrengend, die Nächte im Hostel mit Gepäck für ein knappes Jahr gehen so. Auch die Schlepperei zwischen Bahnhof und Hostel (und wieder zum anderen Bahnhof) sind nur mäßig spaßig, zu zweit geht so was aber ganz gut. Andere kommen mit dem Auto oder Flugzeug+Taxi, aber man ist ja grün unterwegs. Nebeibei bemerkt ist Zugfahren toll - lesen, schlafen, essen, spazieren, Sanitäranlage, das bietet ein Railjet alles, das ist schon sehr komfortabel. Theoretisch sogar einen Ruhewaggon.
Die Sprache ist nicht vollkommen fremd, ein Jahr (egy év) schwache Vorbereitung hat doch geholfen, einzelne Wörter zu erkennen und halbwegs zu navigieren. Erste Erfolge zeigen sich, in dem ich beim Kellner bestelle und er mir das Gewünschte bringt. Dennoch ziemlich fremd. Ich "oute" mich in der Öffentlichkeit, in Geschäften, im Café sofort als "nicht zugehörig", da ich bei vollständigen Sätzen passen muss und auf Englisch (angolul) umsteige, gleichzeitig sind die Hintergrundgespräche auf der Straße nicht gewohnt-Deutsch, sondern eben Ungarisch (magyarul). Ich kann auch nicht mal schnell ein Reclam oder ein kleines Buch auf Englisch holen, weil, naja, gibt es nicht. Oder nur in sehr spezialisierten Läden (könyvesbolt). Später wird es mir vertraut vorkommen. Außerdem haben die Organisationen einen Ungarischlehrer organisiert, einen Freiwilligen von der Uni - das und ein Sportverein mit Einheimischen, besser wird's wohl gar nicht gehen.
Ich bin nicht alleine. In meiner WG am Stadtrand sind noch zwei andere junge Frauen, allerdings etwas jünger als ich - mit Mitte 20 ist man doch eher ein älteres Semester beim ESC. Ich merke, dass ich meine Leute von der Uni (egyetem) vermisse, oder allgemein Leute von der Uni: Leute, die studieren, einen ähnlichen Lebenslauf / Erfahrungen wie ich haben und mit denen reden ein bisschen leichter geht. Die mitunter aufgrund der Erfahrungen auch schon ein bisschen lockerer sind. Am Ende habe ich sogar eine Mentorin, die mir vielleicht helfen kann, einen englischsprachigen Kurs auf der Uni zu besuchen, der ein oder andere Erasmus-Student wird sich wohl auch in diese Stadt verirrt haben. Meine Mitstreiterinnen sind auf jeden Fall sehr nett und wir kommen wirklich gut zurecht - klopf auf Holz! So oder so, ich werd hoffentlich viel in Ungarn rumkommen, ich begebe mich ungewohnterweise auf flachem Terrain, das muss erkundet werden!

Kommentare

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