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In Wien

Wieder ein wunderbares Wochenende in Wien. Zum Glück wurden wir schon als Kinder unter dem Motto "Wienwoche" mit unserer Hauptstadt vertraut gemacht, deren Straßenzüge an bürgerlichen Stadthäusern, Stadtpalästen und Museen das Herz des (Neo-) Klassizisten höherschlagen lassen, wobei da ja noch der Augapfel an Loos-Haus am Michaelerplatz steht. Nun denn, ein gemütliches Wochenende in Wien beginnt mit einem Kaffehaus , was an regnerischen Samstagen nicht allzu leicht ist. Glücklicherweise gibt es - auch wenn die Suche lang war - den Bräunerhof, nicht überfüllt, aber angenehm voll, guter Kaffee, zentral, formidable Auswahl an Zeitungen (vom "Falter" zur "Le Monde"), leicht abgeranzte Möbel, kleine ausreichende Karte - was will man mehr? Ich habe mir dort die Zeit genommen, "Momo" von Michael Ende endlich einmal zu lesen und mich davon bezaubern zu lassen, so sehr, dass ich meine Familie gleich gut mit Kopien bestücken wollte. Mit wiederkehrenden R

Universität und Kaffee

Gestern, am 12.12.2018, hat es an der Fakultät für Psychologie der Uni Innsbruck öffentliche "Hearings" gegeben. Dabei gaben drei ausgewählte Bewerber pro Fachbereich (Klinische Psychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie (A&O), heute auch Sozialpsychologie) einen 20-minütigen Überblick über ihre Forschung. Sie bewerben sich auf ausgeschriebene "Laufbahnstellen", eine pro Fachbereich, es handelt sich wohl um Post-Doc-Stellen mit weiterführender Anstellung als Dozent/in. Obwohl ich dem Institut für Psychologie für die nächsten eineinhalb bis zwei Jahre nicht mehr angehöre, ist es natürlich dennoch interessant, aus politischen (Entscheidungsfindung am Institut) wie aus sozialen bis soziologischen Gründen, man kennt doch die halbe Belegschaft. Daher war ich bei den Hearings für den A&O-Fachbereich dabei. Stattgefunden hat das alles in einem kleinen Besprechungszimmer, es war dennoch genug Platz für alle Interessierten. Sehr viele Professoren besuchten

Ursula Krechel "Geisterbahn"

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Ein Donnerstag voller Organisationspsychologie schreit nach anspruchsvollerer Abendgestaltung, am 27.09.2018 hilft das Literaturhaus am Inn, das ab 19.00h eine Lesung und Gespräch mit Ursula Krechel (bzw. Jochen Jung) zu ihrem neuen Buch "Geisterbahn" veranstaltet hat. Magistra Gabriele Wild begrüßt die zahlreichen Besucher und begrüßt den Beginn des "literarischen Herbstes". Sie stellt die Autorin vor, die sich besonders durch intensive Recherche abheben und mit ihren Romanen sehr lebendige Bilder erzeugen würde. "Geisterbahn" sei der dritte Teil einer Triologie. Mag.a Wild stellt auch Jochen Jung vor, Verleger des Buches und Vertrauter des Werkes, mit ihm wird Ursula Krechel später das Gespräch führen, vorher liest sie aus "Geisterstunde". Mit angenehm ruhiger und neutraler Stimme liest sie zuerst vom Anfang, "Drehschwindel" und weist präventiv darauf hin, dass sie in sehr vielen, eng verwobenen Strängen geschrieben hat, und um

Einige Gedanken zu Peru

Peru. Drei Wochen im trockenen, für europäische Verhältnisse warmen Winter von Peru. Eine schöne Reise, eine intensive Reise, ich konnte einiges der südamerikanischen bzw. peruanischen Kultur sehen. Wir waren fast am Ende der Welt, grad noch so mit Internetverbindung in den Städten, Toiletten mit schwachen Abflussrohren und Duschen mit mehr oder weniger Schimmel. Am Rand der westlichen Welt sozusagen. Der Indietourismus und andere Globalisierungsmechanismen bringen bekannte Bilder in das Land: Kleinelektronikverkauf, WLAN im Café, im Hotel und der andere Smartphoneschnickschnack. Einfach in einen Zug steigen geht nicht (dafür aber einfach in einen Fernbus steigen). Einfach an der Straße eine Postkarte kaufen und aufgeben geht nicht (Postkarten sind echt fast nirgends, Postämter sind auch eher rar). Dafür geht es ganz gut, auch in einer kleinen Stadt noch um elf Uhr abends etwas Kleines zu essen holen. Oder ins Internetcafé zu gehen (und dort Dota 2 spielen). Man kann hier

Radiosender Innsbruck

Radio mag eine veraltete, aber angenehme Medienform sein. Es ist eine niedrigschwellige Form, eine Art virtuelles Wohnzimmer zu erzeugen. Die Radiosender in Tirol bzw. in Innsbruck sind grundsätzlich entweder Kultursender (Ö1, Klassikradio, im weiteren Sinn auch FM4 und Freirad), kulturerhaltende Heimatsender (Radio Tirol, Radio Maria, U1) oder Chartmusik (Ö3, Kronehit, Südtirol 1, Antenne Tirol, Welle 1 Tirol, Radio Energy). 91,1 MHz Radio Maria auch, aber schwächer auf 104,8 MHz Name ist Programm: Beten, Messen, ein bisschen Seelsorge ohne Werbeunterbrechungen 92,1 MHz Lounge FM nicht zu laut und nicht zu stressig, meist sehr lange Tracks aus Lounge, Jazz o.ä. 92,5 MHz Ö1 auch, aber schwächer auf 87,6 MHz das Kulturprogramm des ORF - viel klassische Musik, Nachrichten, Politik, Kultur, Wirtschaft, Religion, Kunst ohne Werbeunterbrechungen 92,9 MHz Welle 1 Tirol Charts und Nachrichten aus Tirol mit Werbeunterbrechungen 94,6 MHz Radio Tirol (Ö2)  der Heimatsender

Recht und Gerechtigkeit bei Thomas von Aquin

Bruno Niederbacher, SJ, gab im Rahmen der Rechtsphilosophie-Vorlesung am 07.05.2018, 17:00h, diesen Vortrag auf der Hauptuni Innsbruck. Recht. Lex naturalis: Die Allgemeine Natur des Menschen bringt Allgemeine Regeln. Menschen sind Substanzen und im Wesen animalia , u.a. Handlungen sind gut, wenn sie dem Wesen entsprechend. Als Sinneswesen ist es daher gut, sich fortzupflanzen und den menschlichen Körper zu erhalten, als Gemeinschaftswesen kommt auch der Schutz anderer Menschen etc. hinzu. Dadurch gibt es im Naturrecht allgemeine Regeln, die aber als vernünftiges ("kluges") Wesen je nach Situation und Umständen adaptiert werden müssen, um im "Hier und Jetzt" gut zu handeln, das Richtige muss erkannt werden. Lex humana: Kodifizierung des lex naturalis, die positive Gesetzgebung des Menschen, Konkretisierung oder Festsetzung etc. aus den praktischen Gegebenheiten. Mit dem Naturrecht als Grundlage ist es auch das Kriterium für gute und schlechte Handlungen.

Linke Perspektiven in Israel

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Auszüge aus einem beherzter Vortrag von Moshe Zuckermann am 16.04.2018, 20.00h in der SoWi Innsbruck, Hörsaal 3, veranstaltet, natürlich, von den jungen Kommunisten. Zuerst empfehlen die Veranstalter die Zeitschrift "Melodie und Rhythmus", die dem Untergang gedroht ist. Zudem ist es wichtig zu erwähnen, dass es nach Marx Abschaffung von Eigentum ein Grundproblem der Freiheit ist.   Ein Ausschwenker zur Sprache. Es bestand eine gewisse "Demokratie der deutschen Sprache", da die deutsche Sprache erst spät gesammelt wurde und so viel einfach so geschrieben wurde, wie es in den meisten Fällen eben gemacht wurde. Als Beispiel können Mozarts Briefe gelesen werden. 1897 begann mit Herzl in Basel der Hauptteil der zionistischen Bewegung. Moses Hess kann zum reaktiven Zionismus gerechnet werden: der Jude in der Diaspora sollte eliminiert werden, und "der neue Jude" soll erschaffen werden.   Politischer Zionismus. Um noch historisch zu bleiben

Ein Abend für Ernst Toller

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  Ein netter, zweiteiliger Abend im Literaturhaus am Inn am 02.05.2018 um 19:00h.  Der erste Teil bestand aus einem Gespräch zu Ernst Toller, modieriert von Michael Pilz , zwischen Stefan Neuhaus vom Institut für Germanistik an der Uni Innsbruck, der an der neuen Edition der Werke Ernst Toller mitarbeitet einerseits, und andererseits Thedel von Wallmoden , Verleger beim Wallstein-Verlag, der die Briefe und das Gesamtwerk Ernst Tollers herausgibt. Im zweiten Teil las Kristoffer Nowak aus ausgewählten Briefen Tollers. Im Gespräch kam hauptsächlich Thedel von Wallmoden zum Reden. Es kamen einige Infos zu Toller, Gustav Landauer war der Mentor Tollers und der Termin sei gut plaziert, da die Münchner Räterepublik, mit der Toller zu tun hatte, vor 99 Jahren unterging. Anlass des Abends ist eine neue Werksausgabe, dabei eine kommentierte Ausgabe der Briefe. Sie seien lesenswert, weil sie erstens einen sozialgeschichtlichen Einblick geben, sowohl global, als auch der S

Bedrohliche Körper und Bedürfnisse

Am 21. März dieses Jahres (= Internationaler Down-Syndrom-Tag) veranstaltete der Verein "Netzwerk Geschlechterforschung" gemeinsam mit anderen in der Sowi den Vortrag "Bedrohliche Körper und Bedürfnisse" mit Volker Schönwiese und Hemma Mayrhofer, moderiert von Petra Flieger. Kurzum: Es geht um Andreas Rett, bayrisch-österreichischer Arzt, berühmt ab ca. den 1950ern für sein Tun mit behinderten Kindern ("Rett-Syndrom", "Rett-Klinik"). Wer war Andreas Rett? Erster Vortragender ist Volker Schönwiese, studierter Psychologe in Innsbruck mit viel politischem Engagement gegen Diskriminierung. Er sitzt selbst im Rollstuhl und hat mit Rett schon persönlich diskutiert (Video) und erklärt kurz, wer Andreas Rett war. Grundsätzlich: Arzt und Tiroler. Seine Familie ist früh von seinem Geburtsort in Bayern nach Innsbruck gezogen, dort ist Rett bald der HJ beigetreten und wurde Gruppenführer. Da er ein Nazi war, wurde er in der Nachkriegszeit

Warten auf Godot

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90 Minuten im Innsbrucker Kellertheater. 90 sehr intensive, sehr laute und geruchsvolle Minuten. Das Kellertheater ist eng, was parfümierte Gäste unbeliebt macht, oder es gibt ja auch die, die nicht einmal wissen, wie stark sie riechen - kraftvolles Shampoo. Das nur am Rande. Das Stück, (fast) ausverkauft, beginnt auf einer einfachen Bühne, ein Ast am Rande und ein Weg als Boden. Hinter bzw. unter der Bühne ist ein Bein, das den Rest des Körpers mit sich zieht und auf die Bühne wirft und wir sehen einen Mann, in den 40ern oder Anfang 50er, genauso wenig frisch wie sein Jackett oder sein Hut, selbst der Judenstern ist patchwork aufgemalt. Erfolglos versucht er seinen Schuh auszuziehen, wie er über das Stück erfolglos versucht, seine Situation (als Landstreicher) zu verbessern oder sich aufzuhängen. (Estragon - "Gogo" - Helmut Häusler) Es kommt ein zweiter dazu, ebenfalls nicht ganz frisch (Knoblauch sei gut für die Nieren), hat aber ein gemütliches Gesicht, un

Sinnmaschinen

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Gestern Abend, 25.01.2018, hat die Gemeinschaft der Arbeitspsychologen in Innsbruck mit Dr. Wolfgang Weber einen Vortrag von Dr. Rüdiger von der Weth veranstaltet: " Sinnmaschinen - Menschliche Arbeit in digitalisierten soziotechnischen Systemen ". Dr. von der Weth hat eine Professur für Betriebswirtschaftslehre / Personalwirtschaft und Arbeitswissenschaften an der HTW Dresden. Er ist in der Arbeitsgruppe "Human Factors & Ressourcen" tätig, die sich mit der "ändernden Rolle des Menschen im Arbeitsleben" beschäftigt, v.a. im digitalen Wandel. Dr. von der Weth hat von seiner aktuellen Forschung berichtet. Zur Erklärung, was Arbeit im soziotechnischen System ist, vergleicht er sie mit einem Familienhaushalt: Die Familie als menschliche Agenten und technische Werkzeuge, wie z.B. die Waschmaschine, das Auto etc., die als smarte Geräte schon untereinander vernetzt sind. Damit können nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen intelligente Systeme sein. Als

The Killing Fields

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Am 11.01.2018  und 18.01.2018 fanden Teil 2 und Teil 3 einer Filmreihe in der Universität Innsbruck statt. Die vier Veranstalter, das Seminar "Soziopsychologie der menschlichen Destruktivität" unter der Leitung von Herr Prof. Wolfgang Weber, die  Institutsgruppe Psychologie , der  Verein kritische Psychologie Innsbruck  und die  Kritische Uni Innsbruck  zeigte bereits im Dezember "Das radikale Böse".   Referat: Genozid in Kambodscha 1975 bis 1979 und kulturelle Faktoren. Frau DOLZER und Herr RAMCKE eröffneten die Veranstaltung. Die hauptsächliche Literatur ist von Alexander HINTON, "Why did you kill?" (1998): Kultur alleine bringt keinen Genozid hervor. Die Roten Khmer wollten ein maoistisches Bauerntum aufbauen ("Steinzeitkommunismus"). Dafür nutzten sie u.a. zwei kulturelle Modelle: "Gentle Ethics" und "Violent Ethics". Die "Violent Ethics" ist von politischer Gewalt, Skrupellosigkeit, dem "Cambo

Hotel Ruanda

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Am 11.01.2018  und 18.01.2018 fanden Teil 2 und Teil 3 einer Filmreihe in der Universität Innsbruck statt. Die vier Veranstalter, das Seminar "Soziopsychologie der menschlichen Destruktivität" unter der Leitung von Herr Prof. Wolfgang Weber, die Institutsgruppe Psychologie , der Verein kritische Psychologie Innsbruck und die Kritische Uni Innsbruck  zeigte bereits im Dezember "Das radikale Böse".   Hintergrund: Genozid in Ruanda, April bis Juli 1994. Er wird auch der "schnellste Völkermord in der Geschichte (Afrikas)" genannt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die ruandische Bevölkerung in "Hutu" und "Tutsi" aufgeteilt, die Aufteilung erfolgte v.a. nach Vermögen, Stand und Beruf, d.h. Hutu waren eher ärmere Bauern, Tutsi waren Städter, Gebildete und Vermögensbesitzer. Bis zum Genozid allerdings war selbst diese schwammige Kategorisierung nicht mehr gültig, da die Leute zwischen den Ständen durch Heirat oder Vermögenszuwachs wec