Gruppen-Jugend-Trainings

Die dritte Woche dieses Auslandsaufenthaltes bestand aus dem "On-Arrival-Training". Es treffen dabei alle Freiwilligen im jeweiligen Land zusammen, die einen Langzeitauslandseinsatz absolvieren und innerhalb der letzten Zeit angekommen sind. Das ist recht variabel, da es verschiedene Längen der Einsätze gibt und realistischerweise Leute kommen und gehen, wenn auch die meisten Freiwilligen im September beginnen und für zehn bis zwölf Monate im Land bleiben.

Das Treffen wird von Trainern und einem gepackten Programm angeleitet. In meinem Fall waren es drei Trainer, zwei Ungarinnen und ein emigrierter Italiener. Wir waren 25 Freiwillige und bunt gemischt: aus Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich mit mir, Finnland, Russland, Armenien (Partnerstaaten!), Rumänien bzw. Transsylvanien, Tschechien und Estland.

Der erste Tag wurde zum Ankommen und für obligatorische Kennenlernspiele genutzt und es wurde recht schnell klar, dass die Gruppe insgesamt sehr harmonisch ausgerichtet ist. Die Gruppe ist groß und es braucht besonders dann gewisse Regeln bzw. Vereinbarungen, damit es friedlich bleibt, da alle die Schule bereits absolviert hatten, ist das auch allen (unbewusst) klar.


Ab dem zweiten Tag begann das eigentliche Programm: ESC und die einzelnen Akteure, "Learn to learn" und Zielbildung, Ressourcen, Kommunikation und Konflikt, Projektmanagement und das Mini-Projekt , Selbstreflexion - als grober Überblick. Nun will ich das nicht weiter ausführen, denn für mich persönlich gab es nicht viel Neues, da ich durch meine Ausbildung und meinen restlichen Lebenslauf (a) schon in vielen Trainings-Settings war und damit die Lernspiele und andere Methoden schon recht gut kannte, (b) in Selbstreflexion durchaus geübt bin und (c) die abgehandelten Themen in Schule und in früherer Berufserfahrung schon intensiv bearbeitete hatte. Damit blieben die ESC-spezifischen Inhalte organisatorischer Natur, die ich allerdings durch genaues Studium meines "Activity Agreements" und der ESC-Rahmenbedingungen, wie auch durch das "Pre-Departure-Training" in Österreich und Gespräch mit meiner "Sending / Supporting Organisation" bereits kannte. Hat man allerdings nicht diesen Lebenslauf etc. und kommt, wie die meisten Freiwilligen, frisch aus einer allgemeinbildenden Schule, ist das Programm sehr dicht und sehr intensiv.

Zur Intensität des Programmes kommt die Intensität des Settings: Einen Haufen neue Menschen, von denen der Großteil gutes Englisch spricht, aber dennoch nicht die Muttersprache (in meinem Fall dann doch). Zwei Wochen in einem neuen Land, also noch nicht vollständig eingerichtet, geschweige denn, orientiert oder Anschluss an das hiesige Sozialleben gefunden.


Das ist ein ganzer Happen, aber man bekommt Unterstützung. Am zweiten Tag waren zwei junge Damen der Ungarischen Nationalagentur anwesend, die den ganzen Tag für Fragen offen waren und sich sehr hilfsbereit zeigten, z.B. da eine interne Datenbank Faxen macht und damit allen das Leben erschwert (auch die EU ist nicht sicher gegen technische Schwierigkeiten). Die Trainer haben sich gut den ersten Konflikten und Problemen angenommen, die es an einigen Einsatzstellen bereits gibt - und seien es nur Missverständnisse und Sprachhürden. Für das Training selber ist es immer wieder verwundernd, wie man durch dieses geschlossene, fast schon gedrillte Setting aus dem eigenen Leben gerissen wird, und das geht praktisch allen so. Damit ist es am Ende recht leicht, sich mit anderen Freiwilligen zu verbinden, und sei es der Zimmergenosse oder nicht. Der Socialzing-Part wird auch durch das offizielle Programm unterstützt: viel (recht privater) Zweier- und Dreier-Austausch, Feiern, gemeinsames Kochen etc.

Am Anfang ist's fast immer Mist, aber der Austausch hilft. Es sind fast alle früher oder später deprimiert und in einer Krise (freuen uns natürlich schon auf das Wintertief) und haben mitunter ähnliche Erfahrungen gemacht, das verbindet und es erleichert. Der Austausch gibt auch eine andere Perspektive und gibt den Dingen Dimensionen: Wie gut die eigene Wohnung ausgestattet ist, wie hilfsbereit die Leute an der Einsatzstelle sind, wie der Einsatzort gelegen ist etc.

 
(C) Esdra

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