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Berlin und Schuld(un)fähigkeit

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Letztens wäre wieder die Junitagung des Vereins " Forensische Psychiatrie und Psychologie Berlin " an der Charité gewesen, als Ersatztermin für die geplante Tagung letzten Jahres zum Thema verminderte Schuldfähigkeit. Außer der Reiselust spricht viel für den Kongress: Psychologie ist kulturspezifisch, zumindest in vielen Themen, und vielleicht auch sprachspezifisch, aber nicht länderspezifisch; auch das Thema nicht wirklich. Zum Thema: Schuldfähigkeit ist in Österreich und Deutschland ähnlich konzipiert. Was im deutschen Strafrecht "Schuldfähigkeit" heißt, ist in Österreich die "Zurechnungsfähigkeit". Die Paragraphen zur Frage, ob Schuldfähigkeit überhaupt besteht, oder sogar eine Schuldunfähigkeit vorliegt, sind sogar fast wortgleich. Es gibt einige grobe Kategorien, die ausschließen, dass eine Person wirklich in freiem Willen und Geistesgegenwärtigkeit eine Straftat begangen hat, darunter fallen v.a. psychische Störungen auf dem Niveau von Psychosen, sch

Besonderheiten bei Depression im Alter

Mittlerweile ist die Depression ja eine psychische Krankheit, über die verhältnismäßig offen und öffentlich gesprochen wird, zum Glück. Depressionen sind wahnsinnig komplexe Krankheiten, umso mehr gewusst und geteilt wird, desto besser für die Versorgung der Betroffenen und die Forschung dazu. Depression ist eine Krankheit die zeigt, wie wichtig es ist, Menschen nicht alleine zu lassen und mit Menschen zu reden. Diese Öffentlichkeit hat mit vielen Neurungen in der Gesellschaft gemein, dass sie vor allem von der jüngeren Hälfte betrieben wird bzw. dort ankommt. Dabei ist Depression im Alter ein häufiges Phänomen. Man nimmt an, dass etwa zehn Prozent der über 60jährigen an einer behandlungsbedürftigen Depression leiden. Was das ganze besonders prekär macht: Einerseits ist Depression im Alter ein Risikofaktor, an anderen körperlichen wie psychischen Krankheiten weiter zu erkranken. Andererseits ist eine Depression eine Komplikation für bestehende Erkrankungen, eine weitere Belastung, die

Studieren lernen

Studieren ist gottseidank in Österreich eine Möglichkeit, die sehr vielen Menschen offen stehen. Zum einen gibt es an der Uni keine Kosten allein fürs an-der-Uni-sein, was man sich leisten muss, ist eben das Wohnen am Studienort - und dafür gibt es, wenn seitens der Eltern nicht viel Geld da ist, Stipendien (von Leistungsstipendium bis zum staatlichen, allgemein gewährten "stipendium.at"). Die Universität ist aber eine eigene Welt, und wer nicht mit Akademikern im Umfeld aufgewachsen ist, kann da schon Schwierigkeiten haben, sich einzuleben. Das fängt schon vor der Uni an, bei der Studienwahl und dabei, überhaupt eine Vorstellung davon zu haben, was es heißt, an der Uni zu sein und ein bestimmtes Fach zu studieren. Mir ging's zumindest so, deshalb will ich hier ein paar Punkte notieren, die ich nach einigen Jahren an der Uni gelernt hab: 1. Was soll ich studieren? Gute Frage. Es gibt von den meisten Unis einen " Tag der offenen Tür ", an denen sich alle mögliche

Vorstoß zum Autoritarismus in Ungarn

zuerst veröffentlicht auf YouthReporter Seit dem 11. März 2020 gilt in Ungarn der Ausnahmezustand. Verlängert das Parlament den Ausnahmezustand nicht, so ist er nach 15 Tagen wieder aufgelöst. Die Fidesz-Regierung will einen Gesetzesentwurf einbringen, der der Regierung diese und andere Entscheidung aneignet. Judit Varga, Justizministerin im Kabinett Orbáns, hat ein Gesetzesentwurf im Parlament eingebracht, der auf viel Kritik gestoßen ist. Der Gesetzesentwurf beinhaltet, dass die Regierung den Ausnahmezustand ohne Zustimmung des Parlaments verlängern, per Dekret die Anwendung bestimmter Gesetze aussetzen, außergewöhnliche Maßnahmen für die Stabilität des Landes einsetzen kann und bestimmte Vorgaben nicht eingehalten werden müssen. Weiters sollen Strafen eingeführt werden, wenn Maßnahmen gegen die Ausbreitung von SARS-CoV2 nicht eingehalten werden oder in einer Art und Weise darüber berichtet wird, die Angst erzeugt. In der Abstimmung, ob der Gesetzesentwurf außerorden

Alltägliches in Ungarn

Ungarn ist ein zentraleuropäisches Land mit knapp unter 10 Millionen Einwohnern, die Ungarisch sprechen, in Forint (HUF) zahlen und durch eine parlamentarische Republik organisiert ist. Hauptstadt ist Budapest, und nachdem Ungarn eher zentralistische organisiert ist, sehr wichtig. Das Konzept von Ungarn startet ungefähr um 1000 nach Christus mit dem Königreich Ungarn und seinem ersten König, Stefan I. (I. Istvan), der mit der bayrischen Gisela verheiratet war. Weitere wichtige Punkte sind der Mongolensturm im 13. Jahrhundert, die Fremdbeherrschungen durch die Osmanen (16 - 17. Jahrhundert) und Habsburger (16. - 19. Jahrhundert, gegen die 1848 revoltiert wurde, 1867 der Ausgleich zur k.u.k.-Monarchie). Nach dem ersten Weltkrieg verlor Ungarn zwei Drittel der Fläche ("Vertrag von Trianon"), im zweiten Weltkrieg war Ungarn mit Deutschland verbunden ("Horthy-Regime"), es folgt das sozialistische Ungarn (gegen das 1956 revoltiert wurde), das nach längerer Vorbereitung

Kecskemét

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Bei der Information, man besuche Kecskemét (als Tourist), wird meist die Frage nach dem „Warum?“ gestellt. Es ist klein (110.000 Einwohner, keine Uni), es gibt nicht viele Sehenswürdigkeiten und auch sonst ist nicht allzu viel los. Die Stadt ist gut erreichbar, sie liegt zwischen Budapest und Szeged, beide Städte sind in ca. einer Stunde mit dem Zug erreichbar. Trotzdem ist es großartig. Der Reiz der Stadt liegt nämlich im Bau und der Gestaltung öffentlichen Raums . Der Verkehr im Stadtkern ist kaum merklich, die aufwändig begrünten Promenaden und Alleen nehmen auch deutlich mehr Platz ein als die zweispurige Straße. Im Zentrum kommt man leicht von einem Park in den nächsten, beim Freiheitsplatz (sabadság tér) gibt es auch gute Möglichkeiten für Kaffee und Sandwiches (Weißbrot mit Butter, Belag und Käse überbacken). Dazu gibt es beim Deák Férenc tér vor der Kirche mehrere nette Spielereien: Brunnen bzw. ein Wasserspiel (wie in jeder ungarischen Stadt), eine Entfernungsk

Öffentlicher Verkehr - Bester Verkehr

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Ich habe weder Auto noch Führerschein, was sich im Alltag in der Stadt weder in Österreich noch in Ungarn als Fehler erweist. Allerdings wär's schon praktisch wenn es um Umzug oder Möbelkauf oder ähnliche Großprojekte geht. Nun bin ich Ungarn und brauchte Schreibtisch, Stuhl und Lampe, meine Bezugspersonen hier sind gerade auf Urlaub - und trotzdem habe ich es geschafft, alles vom IKEA in Budaörs in die Balatonregion zu bringen. Mein besonderer Dank gilt: ...der BKK  ( Link ) Der Budapester Nah- und Umkreisverkehr ist mittels Bussen, Straßenbahnen und vier U-Bahn-Linien organisiert. Tickets für so ziemlich alles bekommt man an Automaten, die an den meisten Haltestellen stehen, oder in den Informationsbüros an den wichtigsten U-Bahn-Stationen. In diesem Fall ein Dankeschön an die freundliche Mitarbeiterin beim Mórics-Zsigmond-Körtér, die mir am Sonntag um acht Uhr früh halb auf Englisch, halb auf Ungarisch den Umkreisverkehr erklärt hat. Dazu: Wer nach Budaörs oder